Martin-Luther-Kirche, Dresden-Neustadt
Erbauer:
Baujahr:
Umbau / Erweiterungen:
Restaurierung:
Spieltraktur:
Registertraktur:
Ladensystem:
I. HAUPTWERK C – a3
1. | Prinzipal | 16′ |
2. | Prinzipal | 8′ |
3. | Viola di Gamba | 8′ |
4. | Gemshorn | 8′ |
5. | Rohrflöte | 8′ |
6. | Oktave | 4′ |
7. | Spitzflöte | 4′ |
8. | Quinte | 2⅔′ |
9. | Oktave | 2′ |
10. | Terz | 1⅗′ |
11. | Mixtur IV | 2′ |
12. | Cymbel III | 1′ |
13. | Fagott | 16′ |
14. | Trompete | 8′ |
15. | Helle Trompete | 4′ |
II. OBERWERK C – a3
16. | Quintatön | 16′ |
17. | Prinzipal | 8′ |
18. | Quintatön | 8′ |
19. | Gedackt | 8′ |
20. | Oktave | 4′ |
21. | Rohrflöte | 4′ |
22. | Nasard | 2⅔′ |
23. | Oktävlein | 2′ |
24. | Terz | 1⅗′ |
25. | Quinte | 1⅓′ |
26. | Sifflöte | 1′ |
27. | Scharf IV | 1′ |
28. | Vox humana | 8′ |
29. | Cembaloregal Tremulant | 4′ |
III. SCHWELLWERK C – a3
30. | Gedackt | 16′ |
31. | Geigenprinzipal | 8′ |
32. | Gedackt | 8′ |
33. | Salicional | 8′ |
34. | Doppelflöte | 8′ |
35. | Oktave | 4′ |
36. | Hohlflöte | 4′ |
37. | Quinte | 2⅔′ |
38. | Oktave | 2′ |
39. | Waldflöte | 2′ |
40. | Oberton III | 1⅗′, 1⅐′, ⁸⁄₉′ |
41. | Mixtur IV-V | 1⅓′ |
42. | Dulcian | 16′ |
43. | Oboe | 8′ |
44. | Schalmey Tremulant | 4′ |
PEDAL C – f1
45. | Prinzipalbaß | 16′ |
46. | Subbaß | 16′ |
47. | Zartbaß | 16′ |
48. | Quintbaß | 10⅔′ |
49. | Oktavbaß | 8′ |
50. | Geigenprinzipal | 8′ |
51. | Cello | 8′ |
52. | Flötenbaß | 8′ |
53. | Oktavbaß | 4′ |
54. | Rohrgedackt | 4′ |
55. | Nachthorn | 2′ |
56. | Baßaliquote III | 5⅕′, 3⅕′, 2²⁄₇′ |
57. | Posaune | 16′ |
58. | Trompete | 8′ |
59. | Clarine | 4′ |
60. | Singend Cornett Tremulant | 2′ KP |
KOPPELN UND SPIELHILFEN
Setzeranlage, System H, 30.000 Kombinationen, 3 abschließbare GruppenWechselmanuale I, II, III frei zuzuordnen
6 Normalkoppeln
2 Subkoppeln: OW 16′, SW 16′
2 Superkoppeln: OW 4′, SW 4′
Schwellpedal, elektrisch mit Digitalanzeige
Crescendowalze, elektrisch, mit Digitalanzeige 30/60, A, B, C, D
Gesamtzahl Pfeifen: 3.790 Hw 1.160 / Ow 986 / Sw 1.194 / P 450
Zur Geschichte des Instrumentes
Erbaut wurde die Orgel 1887 von Carl Eduard Jehmlich mit 33 Registern auf 2 Manualen und Pedal mit Schleifwindladen und mechanischer Traktur. 1902 wurde hinter dem Oberwerk ein Schwellwerk als 3. Manual mit Kegelwindlade und pneumatischer Traktur hinzugefügt. 1937 wurde die Orgel mit elektrischer Traktur umgerüstet und klanglich im Sinne der Orgelbewegung umgestaltet und erweitert. Der ursprüngliche Prospekt wurde durch einen Freipfeifenprospekt ersetzt und das Untergehäuse um ca. 1,15 m zurückversetzt. Weitere klangliche Veränderungen und Ergänzungen erfolgten bis 1975.
Ziel der Restaurierung
Die Restaurierung hatte das Ziel, neben einer technischen und klanglichen Sanierung, den gewachsenen Zustand des Instrumentes weitestgehend zu erhalten. Zur Optimierung des Klanges wurden einige Register neu hergestellt (Viola di Gamba 8′ – HW, Mixtur IV 2′ – HW, Geigenprinzipal 8′ – SW, Cello 8′ – Pedal) und alle Pfeifen der verschiedenen Epochen intonatorisch durchgängig überarbeitet, um ein geschlossenes Klangbild zu erreichen. Der Hauptspieltisch wurde neu angefertigt und erhielt eine moderne Setzeranlage.
Festschrift zur Orgelwoche 28.08. bis 03.09.2011
Auszug
…Mit der Gemeinde der Martin-Luther-Kirche verbindet uns eine lange Tradition, die nun schon über 5 Generationen währt.
Als 1887 Carl Eduard Jehmlich die Orgel mit 33 Registern auf 2 Manualen und Pedal für die im neugotischen Stil errichtete Martin-Luther-Kirche konzipierte, wurde auch die Architektur des Orgelgehäuses in prächtiger Ausführung dem Kirchenraum angepasst.
Der Klangstil der Orgel war von Carl Eduard Jehmlich im Vermächtnis der sächsischen Silbermannschule konzipiert, trug aber schon Tendenzen der sich entwickelnden romantischen Epoche im Orgelbau.
Beim Bau der Orgel wirkten bereits Carl Eduards Söhne, Emil und Bruno mit, die schon seit über 15 Jahren in der Werkstatt tätig waren und 1889 die Firma übernahmen.
Emil und Bruno Jehmlich, als Vertreter der 3. Generation der Orgelbauwerkstatt, erweiterten in der Folgzeit die Orgel der Martin-Luther-Kirche und fügten ein 3. Manual als Schwellwerk mit Kegelwindlade und pneumatischer Traktur hinzu. Diese, für die damalige Zeit sehr moderne Ausstattung, ist auf eine Innovation von 1888 zurückzuführen: in diesem Jahr hatte Carl Eduard Jehmlich zusammen mit seinen beiden Söhnen, die erste Jehmlich-Orgel mit pneumatischer Traktur für die Festhalle der Luther-Festspiele in Dresden entwickelt und aufgestellt. Diese Orgel wurde dann später in die Ev. Kirche Röhrsdorf umgesetzt.
In der Zeit des Übergangs vom 19. zum 20. Jahrhundert, war es durchaus charakteristisch, dass die Orgelbauer nach technischen Neuerungen suchten. Dabei nahm der Jehmlich Orgelbau eine führende Rolle in Sachsen ein. So wurde nach der Entwicklung der ersten pneumatischen Orgel bereits zu Beginn des 20. Jahrhunderts das Augenmerk auch auf die Möglichkeit der elektrischen Ansteuerung der Orgeln gelegt. In den Jahren 1911/12 bauten Emil und Bruno Jehmlich ein erstes Instrument mit vollständig elektropneumatischer Ansteuerung für die Zionskirche in Dresden. Diese, für die 1. Hälfte des 20. Jahrhunderts sensationielle Neuerung im Orgelbau, fand schließlich auch seine Umsetzung an der Orgel der Martin-Luther-Kirche Dresden: 1937 wurde die Orgel mit elektrischer Traktur umgerüstet.
Dadurch entstand die Möglichkeit zur Anordnung eines fahrbaren Spieltisches, der variabel auf der Orgel- und Chorempore genutzt werden konnte. Die technische Umrüstung der Orgel, die auch viele Spielhilfen für den Organisten ermöglichte, ging – wiederum dem modernen Zeitgeschmack entsprechend – mit zwei weiteren gravierenden Änderungen einher.
Zum einen wurde der Orgelprospekt dem modernen Trend angepasst: der neogotisch ausgeführte Oberteil des Orgelgehäuses wurde durch einen Freipfeifenprospekt ersetzt, der Unterteil des Orgelgehäuses wurde zur Platzgewinnung für Chor und Orchester um ca. 1,15m zurückversetzt.
Zum anderen erfolgten klangliche Veränderungen durch teilweise Umdisponierungen und Registererweiterungen im Sinne der Neobarockisierung. Diese klangliche Abwendung von der romantischen Orientierung hatte mit der Orgelbewegung in Deutschland in den 20er Jahren des 20. Jahrhunderts begonnen.
Otto und Rudolf Jehmlich, die in 4. Firmengeneration 1938 die Firmenführung übernahmen, haben durch wiederholte Umdisponierung den neobarocken Klang der Orgel weiter gefördert.
Auch die 5. Generation – Horst Jehmlich übernahm 1973 die Leitung der Orgelbauwerkstatt – hat die klangliche Erweiterung der Orgel fortgesetzt. 1975 erfolgte die letzte größere Umdisponierung, mit der die Orgel zuletzt auf 59 Register erweitert wurde.
Diese reichhaltigen Ergänzungen waren immer auch ein intensives Bestreben der Organisten und Gemeindevertreter der Martin-Luther-Kirche und der Orgelbaufirma, die eine große, modern ausgerüstete und klanglich vielseitige Orgel für dieses bedeutende kirchenmusikalische Zentrum in Dresden anstrebten.
Die Restaurierung der Orgel konnte nun in 5. und 6. Generation der Firmenleitung von Horst und Ralf Jehmlich realisiert werden. Nach sehr intensiven und langjährigen Überlegungen waren sich die Vertreter der Kirchgemeinde und der Landeskirche, die Orgelsachverständigen und die Orgelbauwerkstatt über die Zielstellung einig: Der in dem langen Zeitraum gewachsene Zustand der Orgel sollte denkmalsgerecht erhalten und optimal zu einem harmonischen Ganzen zusammengebracht werden.
…