St. Bonifatiuskloster Hünfeld
Erbauer:
Baujahr:
Restaurierung:
Spieltraktur:
Registertraktur:
Ladensystem:
I. HAUPTWERK C – f3
1. | Bordun | 16′ |
2. | Principal | 8′ |
3. | Hohlflöte | 8′ |
4. | Gambe | 8′ |
5. | Dolce | 8′ |
6. | Flöte | 4′ |
7. | Octave | 4′ |
Quinte | 2⅔′ | |
8. | Octave | 2′ |
9. | ´Cornett | III |
10. | Mixtur | IV |
11. | Trompete Tremulant | 8′ |
II. SCHWELLWERK C – f3
12. | Gedackt | 16′ |
13. | Viola | 8′ |
14. | Liebl. Gedackt | 8′ |
15. | Aeoline | 8′ |
16. | Vox coelestis | 8′ |
17. | Principal | 4′ |
18. | Gedackt | 4′ |
19. | Spitzflöte | 4′ |
20. | Offenflöte | 2′ |
21. | Sesquialter | II |
22. | Mixtur | IV |
23. | Oboe | 8′ |
24. | Dulcian Tremulant | 8′ |
PEDAL C – d1
25. | Principal | 16′ |
26. | Subbass | 16′ |
27. | Gedackt | 16′ |
28. | Gedacktbass | 8′ |
29. | Cello | 8′ |
30. | Octavbass | 8′ |
31. | Posaune | 16′ |
KOPPELN UND SPIELHILFEN
3 Normalkoppeln, Superkoppel II/P, Subkoppeln II/I, II/II6 feste Kombinationen, Drücker über II. Manual: p, mf, f, ff, Pleno, Tutti, Auslöser
Crescendo-Walze – 4 Speicherplätze A,B,C,D
Schwelltritt, mechanisch
Setzeranlage, 10.000 Kombinationen, BUS-System, Touch-Screen 8,4”
Transponiereinrichtung
Kuckuck
Auszug aus der Festschrift zur Orgelwiedereinweihung, Pfingsten 2013
Seit über 100 Jahren verrichtet die Orgel in der Klosterkirche ihren wertvollen Dienst.
1903 wurde das Instrument durch den Fuldaer Orgelbauer Fritz Clewing mit 2 Manualen, Pedal und mit mechanisch angesteuerten Kegelladen erbaut; die ursprüngliche Disposition ist nicht überliefert. In der Folgezeit wurde die Orgel mehrfach umgebaut.
Bereits 1909 wurde das Instrument von der Firma Späth/Fulda auf pneumatische Traktur umgerüstet und die Disposition erweitert. Im Jahre 1952 erfolgte die nächste Überarbeitung und klangliche Umdisponierung im barocken Sinne durch die Firma Führer/Wilhelmshafen.
1973 erfolgte eine Elektrifizierung durch die Firma Kreienbrink/Fulda, bei der auch ein neuer Spieltisch eingebaut wurde. 1984, 1997 und 2001 wurden von der Firma Gabriel/Petersberg kleinere Reparaturen und Veränderungen an der Orgel vorgenommen. Durch die Firma Bosch/Sandershausen erfolgte 2002 eine Reinigung und Neuintonation und 2003 die Änderung der Mixtur im Schwellwerk, sowie die Rekonstruktion der Oboe 8’ nach dem Vorbild der Clewing-Orgel in Hünhahn.
Die Orgel hatte somit zuletzt 29 Register verteilt auf 2 Manuale und Pedal auf elektrisch angesteuerten Kegelwindladen und bestand aus einem vielschichtigen klanglichen und technischen Konglomerat verschiedener Zeitepochen. Zudem war die Klangqualität und Stimmhaltung sowie die Funktionssicherheit des Instrumentes durch Verschleiß-erscheinungen, alterungsbedingte Materialermüdung und die Verschmutzung durch vorangegangene Sanierungsarbeiten in der Klosterkirche beeinträchtigt.
Das Ziel der jetzt angestrebten Generalsanierung der Orgel war, neben der erforderlichen Reinigung, den gewachsenen Zustand denkmalsgerecht zu erhalten und die Orgel klanglich und technisch bei der Überarbeitung zu einem harmonischen Ganzen zusammenzuführen.
So wurde die Orgel in der Disposition in Teilbereichen zurückgeführt.
Im Hauptwerk wurde das zu Nasard 2 2/3’ gekürzte originale Pfeifenwerk wieder zu einer Gambe 8’ angelängt. Das Nachthorn 2’ Register entfiel und es wurde ein hochgebänktes Cornett 3fach nach Mensur und Bauart der Clewing-Orgel in Hünhahn rekonstruiert. Die darin enthaltene Quinte 2 2/3’ wurde als Auszug separat schaltbar eingerichtet, dabei wurde die 2003 ausgebaute Quinte 1 1/3’ verwendet und entsprechend im Baß um 12 Töne ergänzt.
Im Schwellwerk erhielt die Viola 8’ in der tiefen Oktave neue offene Zinnpfeifen (dankenswerterweise von OBM Kilian Gottwald eingebracht) und das Register Sesquialter 2fach wurde ohne Repetition umgearbeitet. Die Wände und Jalousietüren des Schwellwerkes wurden akustisch verstärkt und abgedichtet um die Klangdynamik zu optimieren.
Das klangliche Fundament wurde im Schwellwerk durch den Einbau eines (Holz-)Gedackt 16’ auf einer separaten Kegellade geschaffen und als Transmission für das Pedal eingerichtet.
Im Pedal konnte das zu Choralbaß 4’ gekürzte originale Pfeifenwerk wieder zum Cello 8’ angelängt werden.
Als zusätzliche Klangeffekte wurden ein Glockenspiel und Zimbelstern im Schwellwerk, ein Kuckuck im Spieltisch und ein Tremulant für das Hauptwerk eingebaut.
Außerdem wurden über eine elektronische Koppelanlage 3 Oktavkoppeln ergänzt, die der Orgel mehr Klangfülle verleihen.
Der elektrische, frei an der Emporenbrüstung stehende Spieltisch wurde komplett neu gebaut und optisch in Anlehnung an den originalen Clewing-Spieltisch in Hünhahn konzipiert. Eine moderne Setzeranlage mit Touch-Screen Bedienfeld ermöglicht den Organisten 10.000 Registerkombinationen zu speichern; diese neuzeitliche Zutat ist dezent in einem Schubkasten im rechten Staffelbrett des Spieltisches untergebracht.
Zur Gewährleistung einer zukünftig sicheren Funktion der Orgel, wurden der Gleichrichter, alle Ton- und Registermagnete, die Verkabelung sowie der Winderzeuger erneuert; letzterer wurde für eine stabilere Windversorgung entsprechend größer als das Vorgängermodell dimensioniert und in einem schallisolierten Gehäuse untergebracht.
Es erfolgte eine grundlegende Überarbeitung der Windladen; in einige Registerkanzellen wurden Glasfilterscheiben zur Winddruckstabilisierung bei den Diskantpfeifen eingebaut.
Die bisher lautstarken Trakturgeräusche konnten durch die Überarbeitung der Kegelventile, die Einbringung von Dämpfungselementen an den Leitstiften und eine sorgfältige Regulierung der Hubmuttern reduziert werden.
Auch das Pfeifenwerk bedurfte einer intensiven Reinigung und Restaurierung. Die Metallpfeifen wurden ausgerundet, teils nachgelötet und die Stimmvorrichtungen überarbeitet. Bei den Holzpfeifen wurden gerissene Fugen verleimt und festsitzende Spunde neu eingepasst. Die Zungenpfeifen wurden komplett in Einzelteile zerlegt, die Zungenblätter neu abgezogen und die Stimmkrücken leichtgängig eingerichtet.
Diese technischen Arbeiten haben wir im Zeitraum November 2012 bis März 2013 ausgeführt. Anschließend erfolgte die Intonation und Stimmung der Orgel. Nacheinander wurden die 31 Pfeifenregister wieder in die Orgel eingebaut, die verschiedenen Klangcharaktere durch eine behutsame Nachintonation herausgebildet und die originalen Register mit den zurückgeführten, den rekonstruierten und den neu angefertigten Registern klanglich zusammengeführt.
Doch nicht nur unsere Orgelbauer waren an der Sanierung des Instrumentes beteiligt. Bauseitig wurden der Emporenfußboden und die Kirchen-/Orgelrückwand saniert, sowie der elektrische Anschluss und die Beleuchtung der Orgel erneuert. Die Klosterschreinerei restaurierte das Orgelgehäuse, änderte den zuvor unvorteilhaften Zugang in die Orgel, erneuerte die höhenverstellbare Sitzbank für den Organisten und fertigte eine Stehle für die Notenablage, den Liedanzeiger und Peripheriegeräte – und auch sonst waren hilfsbereite Hände bei Bedarf immer da. Für die tatkräftige Unterstützung möchten wir uns bei allen beteiligten Gewerken und Helfern ganz herzlich bedanken.
Für die interessante und fruchtbare Zusammenarbeit möchten wir uns besonders bedanken bei dem Fuldaer Domorganisten, Herrn Prof. Hans-Jürgen Kaiser, bei Herrn Bernhard Buchstab vom Landesamt für Denkmalpflege, dem Orgelsachverständigen OBM Kilian Gottwald und beim Organisten des Klosters, Herrn Matthias Steinmacher, die die Arbeiten an der Orgel fachlich beratend begleitet haben.
Unser herzlicher Dank gilt der Klostergemeinschaft St. Bonifatius in Hünfeld, insbesondere Pater Martin Wolf. Die Orgelrestaurierung war für uns eine sehr reizvolle Aufgabe, die wir mit sehr viel Freude ausgeführt haben. Das große Interesse Ihrer Gemeinschaft am Orgelprojekt war für uns immer spürbar und ein nachhaltiger Ansporn – die uns entgegengebrachte Hilfsbereitschaft und gute Bewirtung haben ihr übriges getan. …