Workshop

Eine Orgel entsteht

In den Entstehungsprozess jeder neuen Orgel fließt das Spezialwissen und Können eines jeden Mitarbeiters unserer Werkstatt ein. Ein vielseitiges Team fachlich qualifizierter Handwerker ist verantwortlich für die praktische Umsetzung der anfänglichen Idee in die Wirklichkeit. Während der Fertigung in der Werkstatt bis hin zur Intonation vor Ort, entsteht somit eine besondere Beziehung zu jedem Intrument, die sich in Liebe zum Detail ausdrückt und einen weiteren Garanten für Qualität darstellt.

Die Disposition

umfasst die Auswahl der Register. Sie zusammenzustellen ist einer der ersten Arbeitsschritte mit dem der Klangcharakter der Orgel entscheidend mitbestimmt wird. Hier stehen wir ganz in der barocken sächsischen Silbermann-Tradition ohne jedoch bedeutende nachfolgende Stilepochen wie die Romantik und die Moderne zu vernachlässigen.

Die Mensurierung

stellt den nächsten wichtigen Schritt bei der Festlegung klang-bestimmender Faktoren dar. Alle für die Herstellung des Pfeifenwerkes wichtigen Maße werden individuell auf jedes Instrument abgestimmt. Erfahrung und musikalisches Einfühlungsvermögen in die jeweiligen raumakustischen Gegebenheiten sind Voraussetzungen für ein optimales Gelingen.

Das Pfeifenwerk

wird aus Orgelmetall oder Hölzern hergestellt. Zinn und Blei dienen als Grundstoffe für individuell gegossene Legierungen. Zur Verwendung kommen Legierungen zwischen 90% und 10% Zinnanteilen. In einem Schmelztiegel wird das Metall eingeschmolzen, bevor es zu Platten gegossen wird. Anschließend werden diese auf die gewünschte Dicke gehobelt. Körper- und Fußsegmente werden herausgeschnitten, aufgerollt und zusammengelötet. Für die Herstellung von Holzpfeifen finden einheimische Holzarten wie Eiche, Fichte, Kiefer, sowie Obstbaumhölzer Verwendung.

Die Windladen

bilden das Kernstück einer Orgel. In ihnen findet die Windverteilung zu den einzelnen Pfeifen statt. Der Standort einer jeden Pfeife auf der Windlade, die Reihenfolge der einzelnen Register sowie die Pfeifenabläufe werden bei jeder Orgel individuell neu festgelegt.

Der Spieltisch

ist das Bindeglied zwischen Instrument und Spieler. Hier entscheidet der erste Kontakt, ob der Organist sich wohlfühlt. Optimale Druckpunktverhältnisse der Tasten, Übersichtlichkeit der Registerzüge sowie eine auch in Details optisch ansprechende Gestaltung sind ausschlaggebend. Die Manualtasten sind zumeist mit Ebenholz und Knochen belegt. Für die Pedalklaviatur wird bevorzugt solides Eichenholz verwendet. Die Orgelbank ist höhenverstellbar und kann somit individuell auf die jeweilige Körpergröße des Orgelspielers eingestellt werden.

Der Tontraktur

stellt die Verbindung zwischen Taste und Tonventil in den Windladen her. Von ihr wird insbesondere Leichtgängigkeit, gute Repetitionsfähigkeit sowie ein angenehmer Druckpunkt erwartet. Die Anschlagsdynamik entscheidet mit darüber, inwieweit der Orgelspieler die Interpretation eines Musikstückes seinen Vorstellungen entsprechend umsetzen kann. Holzmechanikwinkel mit Edelstahlachsen, Wellen, die in Holz, Aluminium oder Eisen gefertigt werden, Wellenlager aus Hartholz, sowie Abstrakten aus feinjährigem Tannenholz bilden die Trakturelemente, die in ihrem Zusammenwirken den Anforderungen an eine optimale Tontraktur gerecht werden.

Die Registertraktur

stellt die Verbindung zwischen Registerzug am Spieltisch und der Registerschleife auf der Windlade dar. Auch hier sind Leichtgängigkeit und präzise Funktion gefordert. Aus einheimischen und exotischen Edelhölzern formschön gedrechselte Registerzüge bilden den sichtbaren Teil der Registertraktur. Dahinter verbergen sich mit Hebelarmen versehene aufrecht stehende Holz- oder Metallwellen, die in Kugellagern geführt für die notwendige Leichtgängigkeit sorgen. Neben der rein mechanischen Registertraktur sind auch elektrische Systeme möglich.

Die Prospektgestaltung

erfolgt nach ästhetischen und konstruktiven Erwägungen. Im Vordergrund steht das Bestreben, eine harmonisch ansprechende Lösung in Bezug zur Raum- und Gehäusearchitektur zu finden. Der Prospektaufbau spiegelt den inneren Werkaufbau der Orgel wider.

Die Intonation

bestimmt neben den festgelegten Pfeifenmaßen und dem verwendeten Pfeifenmaterial maßgeblich den Klangcharakter des Instrumentes. Bei der Intonation werden die tonbildenden Teile einer Pfeife – wie Fußloch, Weite der Kernspalte, Aufschnitthöhe des Pfeifenmundes, Stellung von Kern und Oberlabium – exakt zueinander eingerichtet. Damit werden die Pfeifenansprache, die Klangstärke und die Klangfarbe für jede einzelne Pfeife ausgeprägt. Ein hohes musikalisches Einfühlungsvermögen des Intonateurs ist erforderlich, damit jedes Register seinen spezifischen Klangcharakter erhält und auch im Zusammenspiel der Register ein ausgewogener Gesamtklang entsteht. Bei der abschließenden Stimmung werden die Pfeifen auf genaue Tonlänge geschnitten oder durch Stimmvorrichtungen am Pfeifenkörper auf die exakte Tonhöhe gebracht.