Firmengeschichte

1. Generation (1808-1862) Gotthold und Gottlieb Jehmlich

1808 gründeten die Brüder Gotthelf Friedrich, Johann Gotthold und Carl Gottlieb im erzgebirgischen Cämmerswalde die Orgelbautradition der Familie Jehmlich. 1818 schuf Gotthelf Friedrich in Lauenstein die erste Jehmlich-Orgel in Sachsen. Vorausgegangen waren Um- und Neubauten in Böhmen. 1826 vollendete Carl Gottlieb sein erstes selbständiges Werk in Somsdorf. 1826 siedelte Johann Gotthold nach Dresden über. 1836 wurde er zum Königlich Sächsischen Hoforgelbauer ernannt und übernahm in der Folgezeit u. a. die Pflege und Reparatur der großen Silbermann-Orgeln in Dresden und Freiberg. 1839 erhielt Carl Gottlieb einen Orgelbauauftrag für die Marienkirche in Zwickau und richtete dort eine Werkstatt ein, die sein Sohn Wilhelm Fürchtegott bis 1874 weiterführte. Klanglich und technisch tragen die Werke der ersten und zweiten Jehmlich-Generation die unverkennbaren Züge der Silbermann-Nachfolge.

2. Generation (1862-1889) Carl Eduard Jehmlich

Carl Eduard Jehmlich, der aus Zwickau stammende Neffe Gottholds, übernahm 1862 die Dresdner Werkstatt und erhielt den Titel des Hoforgelbauers. Er schuf etwa 50 Orgeln, auch für Russland und Polen sowie eine Salonorgel für die Sängerin Jenny Lind in London. Für Dresden baute er u. a. die Orgeln der Synagoge, des Opernhauses und das später erweiterte Instrument der Martin-Luther-Kirche. Als Vertreter der zweiten Jehmlich-Generation verschmolz er stilistische Neuerungen mit Grundsätzen der Silbermann-Tradition.

3. Generation (1889-1938) Emil und Bruno Jehmlich

Die Brüder Emil und Bruno Jehmlich erbauten in dritter Generation etwa 450 Orgeln, auch für England, Schweden, die Schweiz und Mexiko. 1888 schufen sie – gemeinsam mit ihrem Vater Carl Eduard – die erste sächsische Orgel mit pneumatischer Traktur. Die Klangwelt ihrer Instrumente verbindet große dynamische Spannweite mit differenziertem Farbreichtum. 1897 bezogen sie ein neues, modern ausgerüstetes Werkstattgebäude an der Großenhainer Straße, das noch heute den Jehmlich-Orgelbau beherbergt. Ein Höhepunkt ihres Wirkens wurde die 1911 vollendete viermanualige Orgel der Dresdner Kreuzkirche mit 91 Registern – darunter mehrere Hochdruckstimmen – und einem Fernwerk mit elektrischer Traktur.

4. Generation (1938-1972) Otto und Rudolf Jehmlich

1938 übernahmen Otto und Rudolf Jehmlich die Werkstattleitung. Bis 1972 wurden etwa 400 Orgeln erbaut, darunter Instrumente für Schweden und Finnland. Kennzeichnend für die vierte Jehmlich-Generation ist die Aufgeschlossenheit für die Ideen der deutschen Orgelbewegung ohne radikale Preisgabe traditioneller Klangelemente der „romantischen“ Epoche und moderne technische Anlagen mit zweckmässig gestalteten Spieltischen. Seit 1954 entstanden wieder Schleifenladenorgeln mit mechanischer Traktur. 1963 erhielt die Dresdner Kreuzkirche ihre große Orgel mit 76 Registern.

5. Generation (1973) Horst Jehmlich

Unter Leitung von Horst Jehmlich entstanden im 1972 verstaatlichten Betrieb eine Reihe bedeutender Werke, darunter die Jubiläumsorgel opus 1000 für die Konzerthalle „Georg Philipp Telemann“ in Magdeburg (IV/62) sowie das Instrument für das Berliner Konzerthaus am Gendarmenmarkt (IV/74). Trotz vielfältiger staatlicher Reglementierung konnten Qualitätsniveau und Werkstattspezifik bewahrt werden. Bis 1990 entstanden etwa 160 Neubauten. Die politische Wende und die Wiedervereinigung der beiden deutschen Staaten ermöglichten 1990 die Reprivatisierung. In der Folgezeit wurden etwa 75 Neubauten und zahlreiche Restaurierungen ausgeführt. Es entstanden Orgelneubauten für die Synagoge in Budapest (IV/64), die Sumida Triphony Hall in Tokyo (III/66), die Nikolaikirche (Konzerthalle) in Berlin (III/44), die St. Wolfgangskirche in Schneeberg (III/56), die Herøy Kirche in Norwegen (II/31) und die Joshi Gakuin Jr. & Sr. High School in Tokyo (III/35). Der Export konnte im Jehmlich-Orgelbau der fünften Generation auf Bulgarien, Norwegen, die Schweiz, Tschechien, Ungarn, Japan und die USA ausgedehnt werden.

6. Generation (seit 2006) Ralf Jehmlich

Seit 2006 ist Ralf Jehmlich als Geschäftsführer tätig. Nach dem Studium an der Fachhochschule Rosenheim, das er als Dipl.-Ing. für Holztechnik abschloss, wurde er Leiter für Konstruktion und Organisation einer Ingenieurgesellschaft. Seit dem Jahr 2000 ist er Mitarbeiter im Jehmlich Orgelbau, wo er ab 2001 die Lehre zum Orgelbauer durchlief. Neben Planungs- und Organisationsaufgaben widmet er sich der Einführung technischer Innovationen und neuer Konstruktionsmethoden. Es entstanden Instrumente für die First Presbyterian Church in Kerrville (III/50), für die Musikakademie in Lodz (II/19), die Kath. Christophoruskirche in Westerland/Sylt (II/27), ein Orgel-Carillon für die Lalaport Mall in Yokohama, mit Pfeifen und Glocken aus Meissener Porzellan und die große Orgel für das Paulinum der Universitätskirche Leipzig (III/46). Neben Neubauten liegt traditionsgemäß eine wesentliche Aufgabe der Firma in der Pflege und Restaurierung wertvoller historischer Orgeln.