Ev. Kirche Dreilützow
Erbauer:
Baujahr:
Restaurierung:
Spieltraktur:
Registertraktur:
Ladensystem:
I. MANUAL C – c3
1. | Gedact | 8′ |
2. | Principal | 4′ |
3. | Gedact | 4′ |
4. | Principal | 2′ |
5. | Mixtur | III |
6. | Tromet | 8′ |
Zur Geschichte der Orgel in Dreilützow
Das sehr prachtvoll gestaltete Instrument mit 6 Registeren wurde 1708 durch einen Orgelbauer von bisher unbekannter Herkunft erbaut. Das ursprünglich als kleine Orgel (Chororgel ?) für die Lünbeburger Lambertikirche gebaute Instrument gelangte 1801 nach Camin. 1833 (?) baute Friedrich Friese (I) für 150 Rtl ein angehängtes Pedal dazu und reparierte den Balg. Als man die alte Caminer Kirche aufgab (in den größeren Neubau von 1855 kam eine größere Orgel), übernahm 1853 Dreilützow das Werk. Im Zusammenhang mit dieser Umsetzung wurden möglicherweise die Balganlage, Tontraktur und Manualklaviatur verändert.
1917 wurden die originalen Prospektpfeifen entfernt. Weitere Einzelpfeifen gingen 1945/46 verloren. Wann „Tromet 8‘ „ und Mixtur 3fach ausgebaut wurden ist nicht überliefert.
1953 wurde das Instrument durch die Orgelbaufirma Schuke restauriert und teilrekonstruiert. Eine Rekonstruktion der „Tromet 8‘ “unterblieb dabei. Die veränderte Balganlage und die modifizierte Tontraktur wurde beibehalten.
Möglicherweise stammt die Orgel aus der Werkstatt des ehemaligen Schnitgergesellen Mathias Dropa (um 1650-1732). Das Schnitzwerk könnte demzufolge von dem mit Dropa nachweislich zusammenarbeitenden Bildschnitzer Tobias Götterling stammen. Die Mutmaßungen über den Erbauer stützen sich im wesentlichen auf die Tatsache, daß die Orgel bis 1801 in der Lambertikirche in Lüneburg stand und Dropa nachweislich zur Entstehungszeit des Instrumentes seine Werkstatt in Lünbeburg hatte. Im Erbauungsjahr des Instrumentese stellte Matthias Dropa seine Orgel in der Kirche St. Michaelis in Lünbeburg fertig. Von 1712-1714 baute er die Orgel in St. Johannis um.
Das Erbauungsdatum der Dreilützower Orgel ist an zwei Stellen am Instrument ablesbar. Zum einen am Gehäuse, als Schnitzerei am Sockel des Engels, der den Mittelturm bekrönt und zum anderen an der größten Pfeife des Registers Principal 4‘. Diese trägt oberhalb des Oberlabiums folgende Eingravierung
C
Principal 4 fus
Anno 1708
Der fünfgliedrige Prospekt ist außergewöhnlich reich ornamental verziert. Der spitze Mittelturm verfügt als Besonderheit über zwei gleichrangig angeordnete Mittelpfeifen.
Der Orgelprospekt gliedert sich wie folgt: 7-9-8-9-7. Die beiden äußeren Felder sind als polygonale Türme ausgebildet und mit jeweils 7 klingenden Pfeifen bestückt. Der spitze Mittelturm, mit eingezogener Spitze, ist mit insgesamt 8 Pfeifen bestückt, von denen 2 als Blindpfeifen fungieren. Die beiden etwas niedrigeren spitzen Mittelfelder sind mit jeweils 9 Blindpfeifen bestückt.
Das Pfeifenwerk ist in Teilen im Original erhalten. Es setzt sich im Einzelnen folgendermaßen zusammen:
GEDACT: 8 Fus: C- Dis in Eiche, ab E Metall, Deckel zugelötet, Pfeifen von 1708, die Kerne 1953 teilweise erneuert, Bärte neu angelötet.
PRINCIPAL: 4 Fus: C- Fis innen1708, G- d1 Prospekt 1953, dis1-c3 innen 1708, Kerne 1953 neu, Aufschnitte durch Einlöten von Metallstreifen teilweise reduziert, Fußspitzen teilweise neu.
GEDACT: 4 Fus: Metall 1708, Deckel zugelötet, Kerne durchgehend neu, 14 Pfeifen 1953 erneuert
PRINCIPAL: 2 Fus: Metall 1708 bis fis°, ab g° 1953 (32 Pfeifen), Kerne durchgängig neu
MIXTUR 3fach: 2/3‘ 1953, durchgängig neu
TROMET 8 Fus: nicht vorhanden
Die Summe der Pfeifen in der Orgel betrug ursprünglich 412 Stück, inklusive 20 Blindpfeifen im Prospekt. 49 Pfeifen fehlen vollständig (TROMET 8 Fus). 233 Pfeifen wurden 1953 neu hergestellt. Die Summe der Originalpfeifen beträgt 130 Stück. Damit sind 31% des Originalbestandes von 1708 erhalten. Jedoch ist der größte Teil dieser Pfeifen durch den 1953 erfolgten Austausch der Kerne und der damit einhergegangenen Veränderungen der Aufschnitte modifiziert. Bei einem Teil des gedeckten Pfeifenwerkes sind die Lötnähte der aufgelöteten Deckel noch die originalen.
Das 1953 hergestellte Pfeifenmaterial weicht in einigen Details von der Bauart des originalen Pfeifenwerkes ab. Die Labien der stummen Prospektpfeifen sind mitraförmig ausgebildet. Die Pfeifen sind auf der Rückseite im Bereich oberhalb der Rundnaht zur Tonbezeichnung mit gestempelten Buchstaben versehen. Inwieweit Legierung und Wandungsstärken an das originale Pfeifenmaterial angelehnt sind, bedarf gesonderter Untersuchungen.
Andreas Hahn