Ev. Kirche Ruchow
Erbauer:
Baujahr:
Restaurierung:
Spieltraktur:
Registertraktur:
Ladensystem:
I. HAUPTWERK C,D – c3
1. | Gedact | 8′ |
2. | Principal | 4′ |
3. | Flöte | 4′ |
4. | Quinte | 1 ⅓‘ |
5. | Sesquialter | 1 ⅓ / ⅘‘ |
Zur Geschichte der Orgel
Die Orgel in der Ev. Kirche zu Ruchow weist eine spannende Entstehungsgeschichte auf. In ihrem Kern geht sie auf ein Positiv mit 5 Registern aus der Werkstatt Jochim Richborn zurück. Die genaue Altersdatierung dieses Instrumentes steht noch aus. Sein ursprünglicher Standort befand sich in der Stiftskirche zu Bützow. Dort wurde es von der in den Räumen gastierenden reformierten Gemeinde genutzt. Nachdem diese 1771 eine eigene Kirche bezog, erbat sich der Stiftskirchenorganist Schröder das Positiv 1790 als Schenkung. Da Schröder auch Landorganisten unterrichtete, wurde ihm das Instrument als Übe- und Unterrichtsorgel zugestanden. 1796 wurde die Orgel in Ruchow durch Heinrich Schmidt aus Dobbertin in ein größeres Gehäuse integriert, um 2 Register erweitert und vermutlich um ein angehängtes Pedal ergänzt. Seither weist die Orgel 7 Register auf.
1827 erfolgte eine Reparatur. 1939 nahm Firma Sauer (Frankfurt/Oder) eine „Renovierung“ vor. Diese wird durch einen aufgemalten Schriftzug am Prospekt angezeigt. Spätestens in diesem Zusammenhang dürften auch die heute vorhandene Disposition unter Verwendung von Alt- und Neumaterial entstanden sein. Die ursprüngliche Disposition ist nicht eindeutig überliefert.
1985 erfolgte eine Instandsetzung der Orgel.
1995 wurde die Empore völlig erneuert. Die Orgel wurde dabei nicht abgebaut. Möglicherweise gingen dabei das bis heute nicht wieder aufgefundene Schnitzwerk des Positivs und die drei das Gehäuse bekrönenden Figuren verloren.
Das Instrument ist seit etlichen Jahren unspielbar. Es befindet sich in einem stark restaurierungsbedürftigen Zustand.
Zielstellung der Restaurierung
Bei dem Positiv handelt es sich um das älteste einheitlich erhaltene Orgelwerk Mecklenburgs und um eines von lediglich vier erhaltenen Positiven aus der Werkstatt Richborns.
Bei der 1796 von Heinrich Schmidt unter Einbeziehung des Richborn Positivs geschaffenen Orgel handelt es sich um den einzig erhaltenen Nachweis einer Arbeit Heinrich Schmidts.
Das Positiv Richborns soll herausgelöst und als eigenständiges Instrument durch restauratorische und rekonstruktive Maßnahmen wieder möglichst authentisch erlebbar gemacht werden.
Das Ziel aller angebotenen Arbeiten ist die Bewahrung der historischen Substanz, sowie der Erhalt eines Instrumentes, die allen Anforderungen im kirchlichen oder gelegentlich konzertant genutzten Gebrauch gerecht werden. Bei Materialien, die entweder altersbedingt, auf Umwelteinflüssen basierend oder durch ihre Beanspruchung einem natürlichen Verschleiß unterliegen, wird eingehend und individuell geprüft, in wie weit diese im Rahmen der sicherzustellenden Funktionsfähigkeit des Instrumentes weiterhin Verwendung finden können. Teile, die nicht mehr im Original vorhanden sind, werden nach Originalvorlagen detailgetreu rekonstruiert. Der Einhaltung Orgeldenkmalpflegerischer Standards in der Restaurierungspraxis wird oberste Priorität beigemessen.
Anfang Oktober 2014 wurde das Orgelpositiv von uns demontiert und die Orgelteile in unsere Werkstatt transportiert.
Neben den restaurativen Arbeiten an der Windlade, der Traktur und dem Pfeifenwerk, werden die Manualklaviatur, die Balganlage (2 Bälge mit je 7 Falten) und die Prospektpfeifen rekonstruiert, sowie ein Notenpult, Klaviaturabdeckung und Stehhocker hergestellt.
Der Wind kann über Riemenzüge von Hand geschöpft werden, zusätzlich kann ein kleiner elektrischer Winderzeuger angekoppelt werden.
Das Orgelgehäuse wird an Fehlstellen und im Schnitzwerk ergänzt und das Obergehäuse wieder auf seine ursprüngliche Position tiefer gesetzt.
Eine Fertigstellung des Orgelpositives ist im Jahre 2015 vorgesehen.
1667 entstand ein Positiv (II/9)für Stade welches 1674 nach dem Skokloster in Schweden versetzt wurde; 1673
Lübeck St. Jakobi, lediglich Gehäuse und Schnitzwerk erhalten, Rekonstruktion des Orgelwerkes in Anlehnung an Skokloster ; Sta. Catalina de Siena, La Laguna Teneriffa (I/5), Datierung nicht eindeutig, jedoch mutmaßlich 17. Jh. Zuschreibung Jochim Richborn (s. hierzu: Mads Kjersgard, Dietrich Wölfel, Zwei Positive des Orgelbauers Jochim Richborn von 1667 und 1673, Lübeck 2005, S. 27)